Herrensitzung – jecke Gala mit kölscher Tradition, Stadt mit K. & Co.

Das grün-rote Traditionskorps der Altstädter Köln 1922 eröffnete am Samstag, 11. Januar, die Herrensitzung mit einem glanzvollen und umjubelten Auftritt. Und das mit einem charmanten Ersatzmariechen Stefanie Scharfe , das die Altstädter Marie Carina Stelzmann fulminant vertrat. Bis 2018 hatte sie für dieses Korps getanzt und war aus dem „Ruhestand“ zurückgekehrt. Fünf Monate zuvor ist sie Mutter geworden, erfuhren wir auf dieser Sitzung. Wie schön, dass wir sie in der Küz wiedergesehen haben. Das Aufmacher-Bild dieses Artikels ist ihr gewidmet. Es dokumentiert zugleich die auch von KG-Präsident Marco Esch und natürlich von dessen Vater Matthias immer wieder beschworene Verbundenheit mit der Kölner Karnevalstradition. Für diese steht auch unser Ehrenpräsident Christian Klein: Seit fast 70 Jahren ist er im Sieglarer Karneval aktiv. Regelmäßig treten Kölner Traditionskorps im historischen Saal in Sieglar auf. Natürlich gab es auch „Stadt mit K“ & Co. und freche Reden.



Martin Schopps war der Eisbrecher dieser Sitzung. Seine politischen Pointen waren – wie bei Herrensitzungen üblich – bisweilen derberer Natur. Schopps zur SPD als „Eierlikör-Partei“: Diese Partei habe weniger Prozente als das Getränk und zudem „keine Eier“. Nun denn ... Im Karneval herrscht Rede- und Narrenfreiheit. Die Zuhörer erfuhren an diesem Abend auch, worin sich ein polnischer von einem britischen Abschied unterscheidet: Beim Erstgenannten gehe man grußlos, beim Brexit hingegen sage man immer wieder „Tschüss“ und gehe dann nicht.



Zweiter in der Redner-Gilde dieses Abends war ein hervorragend aufgelegter Guido Cantz. Zitat: „Gibt es in Mettmann Veganer?“ Cantz nimmt immer wieder auch gern spontan Gäste im Publikum aufs Korn. Diesmal war über den Fotografen hinaus KG-Senator Peter Hülzer dran: „Bist Du an einem Tag zur Welt gekommen?“ fragte er unter Bezug auf die stattliche Größe des Angesprochenen (Er ist übrigens 2 Meter und drei Zentimeter groß). Auch zum bevorstehenden Auszug der Briten aus der EU hatte der Mann aus Porz Herrensitzungs-gerechtes beizutragen. Beim Beischlaf habe eine Frau immer wieder „Brexit“ gerufen. Auf Fragen Ihres Mannes antwortete sie: „Ich wollte, dass es länger dauert.“ Herrensitzung eben.



DER Redner des Abends war Volker Weininger. Der mehrfach preisgekrönte Kabarettist aus Bonn glänzte in seiner karnevalistischen Rolle als betrunkener Sitzungspräsident und löste selbst beim sitzungserprobten Orchester Helmut Blödgen Lachkaskaden aus. So referierte er – immer wieder ins Lallen verfallend – über Gender-neutrale Hühner-Erziehung und Hähne, die keine Eier legen  wollen und deshalb in Kurse geschickt werden, um „Blockaden“ zu lösen. Das war Blödsinn vom Feinsten. Wiederhören macht ganz sicher Freude, Herr Sitzungspräsident. Und wir wissen ja, dass das Kölsch, das Sie bei Ihren Auftritten zu sich nehmen, Prozente-frei ist.



Dave Davis alias Motombo Umbokko schloss die Rednerliste. Er ist ein Freund raffinierter Pointen. In Dresden habe er drei Schwarze gesehen, die von 50 Weißen verfolgt wurden: „Es war ein Marathon-Lauf.“ Wir lassen das mal so stehen.



Musik gab es reichlich. „Stadt mit K.“ und Kasalla hatten wir ja schon. Zur Dröhnung gab es noch Konfetti. Die Klüngelköpp läuteten nach der Pause den zweiten Teil der Sitzung ein.



Ein Highlight war der Auftritt der Räuber, die KG-Präsident Marco Esch immer gern als „Haus-Band“ dieser Gesellschaft bezeichnet. Großes Kino war die Interaktion zwischen Gitarrist Schrader und Frontmann Sven West bei der Interpretation des Liedes „Ohne Dich schlof ich hück Naach nit en“. Sie haben sich eine Extra-Galerie auf dieser Seite verdient.



Zuvor hatten die Rheinveilchen die Herren bezirzt. Gottfried Löhrs Truppe setzt artistisch immer wieder einen drauf. Und der Veilchen-Chef hat mit der KG nicht nur die Mütze gemeinsam. Er singt auch, wie unser Präsident: „An Tagen wie diesen“ eben. Sie wissen schon, wie es weitergeht.

Text und Fotos: Carsten Seim für die 1. Große Karnevalsgesellschaft Sieglar