Prunksitzung der Standing Ovations
Es war am 16. Januar eine Prunksitzung der Standing Ovations. Das Zusammenwirken der Zutaten zu einer Sitzung wie dieser ist bisweilen unerklärlich. Schließlich sind die Programme aus der Feder von KG-Literat Matthias Esch immer außergewöhnlich. An diesem Abend sprang der Funke von der Bühne und zum Beispiel bei den Räubern auch wieder zurück. Künstler und Publikum begeisterten sich gegenseitig. Es war in jedem Fall ein besonderer Abend, und man möchte auch einen Tag danach noch „Zugabe“ rufen.
Die Altstädter Köln eröffneten den von KG-Präsident Marco Esch geleiteten Abend mit klingendem Spiel sowie ihrem Tanzpaar Stefanie und Jens Scharfe. Das „Bickendorfer Büdchen“, ihren „Stammbaum“ und andere Lieder präsentierten die Bläck Föös. Angetreten waren sie ohne Bömmel Lückerath, der sich beim Skifahren einen doppelten Sehnenriss in der rechten Schulter zugezogen hatte. Gute Besserung auch seitens der KG. Wie der Kölner Stadt-Anzeiger am Tag der Sitzung vermeldete, ist er wieder auf dem Weg zu alter Form. Es dauert nur noch etwas. Würdig vertrat ihn Ex-Räuber Gino Trovatello. Auch „Ming eetste Fründin“ fehlte nicht an diesem Abend.
Wie schon bei der Herrensitzung ließ Guido Cantz Teuti´s Eck hochleben und empfahl die Trinkhalle am Curanum erneut als After-Show-Party-Adresse. In gewohnter Weise lästerte Dirty Guido anschließend über Promis und Semi-Promis wie Claudia Effenberg („... nicht die hellste Röhre unter der Sonnenbank“), die nun, da ihr Mann Trainer in Paderborn ist, leider aufs Prada-Shopping in München verzichten müsse. Die Effenbergs hatten das Mitgefühl des lachenden Publikums. Auch VW bekam natürlich einen ab. Cantz erinnerte an den früheren Wolfsburger Skandal um brasilianische Freudenhäuser und schlussfolgerte: „Im Puff ist nicht gut, Auspuff auch nicht.“ Schließlich kündigte er auch die Einführung eines VW Pinocchio mit ausfahrbarer Holzantenne an. Auch AFD-Politikerin Frauke Petry nahm er aufs Korn. „Wenn die nach ihren Kindern schaut, sagt sie: Ich muss mal nach dem Rechten sehen.“ Schlussendlich empfahl er Tatort-Terminator Til Schweiger (scherzhaft) als Polizeipräsidenten von Köln: „Der macht das allein!“ Wer Schweiger in der zurückliegenden Tatort-Trilogie gesehen hat, wird sich allerdings fragen, ob man sich das wünschen sollte. Auch Costa Cordalis bekam sein Fett weg. Cantz: „Wenn man sich operieren lässt, muss man vorher eine Vorstellung davon haben, wie es aussieht.“
Den Abgas-Skandal bei VW nahm auch Bernd Stelter aufs Korn, indem er den Ostermanns-Klassiker über das defekte Ofenrohr bei der Familie Palm zu „Beim Golf da ist die Pief verstopp“ umdichtete.
Die Parodisten-Kapelle Blom un Blömcher lieferte einen grandiosen Auftritt. Highlight: Frontmann Johannes Maria Blum als nicht abdanken-wollende Queen und Oliver Blum als frustrierter Prinz Charles, König im ewigen Wartestand. Das Leben kann schon hart sein.
Nach der Pause enterten die Rheinveilchen die Bühne. Das Haustanzchor in der Küz, darin sind sich KG-Präsident Marco Esch und Veilchen-Chef Gottfried Löhr einig. Unglaubliche Akrobatik, wie immer schwungvoller Auftritt. Auf Wiedersehen, mit Betonung auf dem Wort „Wieder“.
Kraftvoll deftig holte der kölsche Schutzmann Jupp Menth aus. Bei Karl Lagerfeld, dem „Vater von Heino“, der sein Alter nicht verrät, sei bei der jüngsten Blutuntersuchung Erdöl gefunden worden. Andrea Nahles präsentierte Menth als „den Schlüssel zum Giftschrank der SPD“, Alice Schwarzer als „Leihmutter in Bethlehem“. Und bei Wolfgang Joop, dessen Wangen immer noch so straff erscheinen wie vor Jahrzehnten, mutmaßte er: „Den haben sie im Windkanal vergessen.“ Der Schutzmann us Kölle nannte eine Woche nach der Herrensitzung noch einen weiteren Grund für seine Ablehnung, die Nachfolge des zurückgetretenen Kölner Polizeichefs Albers anzutreten. Diesmal im Ernst: der Umgang des NRW-Innenministers Jäger mit seiner Polizei. Applaus. Mal sehen, ob es hilft.
„Dat es Heimat.“ Immer wieder gern gehört, immer wieder schön. Helmut Blödgens Auftritts-erprobte Sitzungskapelle wiegte sich am Bühnenrand selig im Takt dieser wirklich wunderbaren Hymne der Räuber. Ebenso die Zuschauer im Saal. Standing Ovations. Es hätten gut und gern mehrere Zugaben sein können. Ging leider nicht, weil sonst der Zeitplan der Sitzung aus den Fugen geraten wäre. Die Räuber waren an diesem Abend in besonderer Weise gefeiert, und sie haben es sichtlich genossen!
Der „Mann mit dem seltsamen Dialekt“ (Marco Esch), Jürgen B. Hausmann (Beckers), ist im Zweitberuf Lehrer und präsentierte einige beredte Beispiele aus dem Schulalltag. „Diktäte“, so Hausmann, gingen heutzutage gar nicht mehr. „Da fragt mich doch plötzlich ein Schüler: Eh Alter, wie schreibt man denn Komma?“ Und Teilnehmer des Erdkundeunterrichts hielten Lappland Hausmann zufolge für einen Discounter für Spültücher. Das verfehlte zu später Stunde und einige Kölsch- und Weingläser später seine Wirkung nicht. Hausmann präsentiert ohnehin so trocken, dass man ihm auch solche Pointen gern abnimmt.
Finale beginnt man mit F - wie die Fauth-Dance-Company. Ein erneut traumhafter Auftritt. Schaut Euch einfach die Fotos an. DJ Jürgen Zimmermann rockte die Aftershow-Party im Foyer der Küz bis in den frühen Morgen.
